Musik ist für mich...
Ludwig Güttler
Trompeter
Seit meinem 14. Lebensjahr arbeite ich ehrenamtlich in der Kirchenmusik und für die Kirchenmusik. Ich arbeite für die Musik in der Kirche und somit ja auch für die Kirche in der Musik! Dass schon unser Reformator Martin Luther die musische Bildung wie selbstverständlich voraussetzte, kommt in einem seiner Aussprüche drastisch zum Ausdruck: »Einen Lehrer, der nicht singen kann, sehe ich nicht für einen solchen an.« Nun haben wir in unseren evangelischen Chorälen Kleinode, Edelsteine von einzigartiger Schönheit, und es fällt mir schwer, einen davon herauszulösen. Soll ich den Schwung von »O du fröhliche« mit der mächtigen Gewissheit von »Christ ist erstanden« oder die Besinnlichkeit von »Der Mond ist aufgegangen« mit der begeisternden Zuwendung von »Lobet den Herren« eintauschen? Das ist für mich schlechterdings nicht möglich. Deshalb möchte ich die Überschrift »Mein Lieblingslied« etwas abwandeln und lieber über den mich am meisten berührenden Choral sprechen. Es ist nach dem Wiederaufbau der Frauenkirche und dem unfassbaren Glück all dessen, was sich hierbei ereignen konnte, der Choral »Jerusalem, du hochgebaute Stadt«. Es ist die Anerkennung, die Würdigung eines besonderen Ortes und der Wunsch, sich innerhalb dieser sicheren, schönen, hochgebauten Stadt einzufinden. Vor allem der siebten Strophe wegen habe ich diesen Choral ausgewählt, um für Blechbläserensemble und zwölf Schlagzeuge zur Glockenweihe einen Hymnus zu schreiben, in welchem die Glocken der Frauenkirche als Musikinstrumente zum Einsatz kommen. Seither ist dieser Choral mir nicht nur zu einem Ohrwurm, was er ohnehin schon war, sondern auch zu einem untilgbaren Besitz geworden. Als ich unseren damaligen Landesbischof Volker Kreß, mit dem mich eine Freundschaft seit unserem gemeinsamen Musizieren im Collegium Musicum in Schwarzenberg verbindet – er am Cello, ich an der Trompete – und später in der Leipziger Studentengemeinde – er Theologie, ich Musik studierend – daraufhin ansprach, bekannte er, dass dies auch sein Lieblingschoral sei. Damit umgreift dieser Choral nicht nur Zuversicht und die Gewissheit, aufgehoben zu sein, sondern auch das eigene Tun zur Freude der Menschen, zur Ehre Gottes und, wie Johann Sebastian Bach hinzufügte, zur Rekreation des Gemütes. Dies alles gespielt und gesungen, das sollten wir pflegen und so viel wie möglich davon auch gemeinsam! Das wäre im Sinne unseres Reformators und seiner wert, wo er doch nicht nur ein fähiger und begeisterter Musiker war, sondern der Musik sogar den höchsten Rang nach der Heiligen Schrift einräumte.